Generische Bauwerksanforderungen und Kriterien für die Anlass und Initialisierungsphase

Generische Bauwerksanforderungen und Kriterien für die Anlass und Initialisierungsphase

Um bei Bedarf einen ersten Orientierungsrahmen zu benennen, können Kriterien für das Gesamtgebäude in dieser Phase einbezogen werden. Das Nachhaltigkeitsbewertungssystem des Bundes (BNB) fordert beispielsweise:

  • Zur Verringerung der Flächeninanspruchnahme auf die Verwendung von bestehenden Gebäude-, Betriebs oder Verkehrsflächen, und zielt bis hin zu Flächenrecycling von hochbelasteten Standorten (ehemalige Militär- oder Industriestandorte) (BNB 2015, 1.2.4).
  • Um für das Umfeld einen Mehrwert zu erzielen, die öffentliche Zugänglichkeit von Gebäuden und Außenanlagen, sowie eine Nutzungspluralität und Drittvermietungsmöglichkeit (BNB 2015, 3.2.4)
  • Zur Umsetzung einer Integralen Planung, die Aufstellung eines interdisziplinären Projektteams mit Koordinator, Weiterbildungen im Bereich Nachhaltigkeit und die frühzeitige Einbindung der Nutzer und der Öffentlichkeit (BNB 2015, 5.1.2)
  • Als Benchmarks für eine erste Abschätzung können für die Treibhausgasemissionen eines Bausystems angesetzt werden A1-A3: 8,0 kg CO2-Ä./m2/Jahr, B3: 1,4 kg CO2-Ä./m2/Jahr, C+D: 1,0 kg CO2-Ä./m2/Jahr, B6 (Strom): 0,62 kg CO2-Ä./kWh und B6 (Wärme): 0,25 kg CO2-Ä./kWh (Fraunhofer IBP 2018)

Auf Basis der folgenden Auswahlliste kann ein projektspezifischer Anforderungskatalog für diese Phase selektiert und abgeleitet werden.

Hinweis zur eigenen Zusammenstellung: Durch Anhaken der jeweils einer Anforderung zugeordneten Kontrollkästchen, kann eine eigene Auswahlliste zusammengestellt werden. Für die jeweils hinter einer Hauptanforderungen versammelten Anforderungsgruppe können dabei mit der Schaltfläche Gruppe alle zugehörigen Anforderungen und Kriterien ausgewählt werden.
Mittels der Schaltfläche EXPORTIEREN kann diese Liste dann als Tabellendokument heruntergeladen werden.

Auswahlliste

Bekenntnis zur Nachhaltigkeit

Grundsätzliche Überlegungen zur Priorisierung bei Zielkonflikten zwischen Nutzungs- und Nachhaltigkeitsanforderungen.

Hoher energetischer Standard der Gebäude. [7]

Passivhausstandard oder Plusenergiehausstandard für Neubau. Verwendung von Passivhaus-Komponenten für Altbau. [7]

Kompaktheit der Siedlungsstruktur [7]

Versorgungskonzept mit erneuerbaren Energieträgern [5] [6] [7]

Bauen vermeiden [1]

Einklang mit der Natur

Baulicher Eingriff als Umwelteinfluss: Erhaltung und Erweiterung biologischer Vielfalt [3] [2] [4] [5] [6]

"Minimalinvasiver" Eingriff in die Natur

Geringe Auswirkungen auf die globale und lokale Umwelt [1]
Treibhausgasemissionen (GWP) über alle Lebensphasen eines Gebäudes hinweg auf ein Minimum zu reduzieren inkl. von Variantenuntersuchung [3] [2] [4] [5]
Verantwortungsbewusst gewonnene Rohstoffe, Transparenz über die Wertschöpfungskette (ggf Zertifizierung), Verwendung von zertifizierten Sekundärrohstoffen [3]
Klimaneutraler Betrieb des Gebäudes und / oder des Nutzers und / oder Konstruktion [3]

Geringe Ressourceninanspruchnahme [1]

Reduktion des Nicht erneuerbaren Primärenergiebedarfs (PEne) inkl. von Variantenuntersuchung [3] [2] [5] [6]
Reduktion des Gesamtprimärenergiebedarf (PEges) inkl. von Variantenuntersuchung [2] [5] [6]
Erhöhung des Anteils erneuerbarer Primärenergie inkl. von Variantenuntersuchung [3] [2] [5] [6]
Verringerung der zusätzlichen Flächeninanspruchnahme durch Flächenrecycling (Brachflächen, Konversionsflächen, Baulücken) sowie Kompensierung der Flächeninanspruchnahme (z.B. Gründach) [2]

Geringe Lebenszykluskosten [1]

Hohe Wirtschaftlichkeit und Wertstabilität [3] [1]

Anpassungsfähigkeit/Umnutzungsfähigkeit: Raumplanung, die anpassungs- und veränderungsfähig im Sinne der Nutzung ist (öffentlich, halböffentlich, privat) [3] [2] [5] [6]
Falls Nutzung und Ort bereits klar: Kosten und Ertragspotenzial entlang Lebenszyklus, Basis: Nutzung (Art und Umfang), bestehende Nachfrage- und Angebot nach diesen Nutzungen sowie bestehende Marktpreise in Region [3] [5]

Hohe Funktionalität [1]

Zugänglichkeit: Zugänglichkeit des Gebäudes und der Außenanlagen, Schaffung von Möglichkeiten der Anmietung durch Dritte, Berücksichtigung der Aufenthaltsqualitäten, Nutzungsvielfalt [3] [1] [2]

Sicherung der Gestaltungsqualität [3] [2]

Gute technische Ausführung [3]

Kreislauffähigkeit eingesetzter Produkte (circular economy) [3]

Gute und vollständige Planung [3] [1]

Qualität der Planung [3] [1]
Integrale Planung: Optimale Abstimmung zwischen Akteuren und deren Qualifikationen, damit Optimierung des Planungsprozesses und des Energieverbrauches etc., z.B. über interdisziplinäres Projektteam und Koordinator, Einbindung der Nutzer/Nutzervertreter, konsultative Öffentlichkeitsbeteiligung [2]

Vorteilhafte Standortmerkmale [3] [1]

Falls Ort bereits klar: Vorstellung zu einzelnen Mobilitätsaspekten entwickeln - THG-Emissionen, z.B. Zu- und Wegfahrten sowie 'Binnenverkehr' bei Arealen Nachhaltige Mobilitätsinfrastruktur (Einsparung natürlicher Ressourcen, Reduktion von verkehrsbedingten Emissionen in Luft, Wasser und Boden, die Steigerung des Nutzerkomforts, Stärkung leistungsfähiger, bezahlbarer Mobilitätsangebote) [3] [2]
umweltgerechter Individualverkehr [1]
Mobilität: Standortwahl im Hinblick auf eine ressourcen- und umweltschonende Mobilität mit kurzen Wegen [3] [5]

Abfallmanagement [3]

Ganzheitliche, baubegleitende Betrachtung der Umweltwirkung

Ebene Bausystem: Berechnung auf Basis zur Verfügung gestellter Gebäude-LCA-Benchmarkwerte. siehe LCA Rechenregeln "Bausystem"

QUELLEN

  • [1] BMUB 2016:Leitfaden Nachhaltiges Bauen
  • [2] BNB-Kriteriensteckbriefe Büro-Neubau V#2015
  • [3] DGNB System 2018
  • [4] SIA 112/1 (2017)
  • [5] SNBS 2016 (V2#0)
  • [6] TQB 2002 (V2#0)
  • [7] Gonzali und Vallentin 2013: Passivhäuser ENtwerfen
  • [8] Fingeling et al. 2000: Konstruktionshandbuch für Passivhäuser